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Krankheitsinformation

Das Erkrankungsbild der Endometriose ist sehr heterogen. Die Diagnosestellung erfolgt häufig im Zusammenhang mit Schmerzen und/oder Sterilität. Es können aber auch keine Beschwerden vorhanden sein. Dies führt dazu, dass die Zeit bis zur definitiven Diagnose aufgrund verschiedener Diagnostik- und Behandlungsansätze unterschiedlich lang sein kann ist und die Diagnose teilweise hierdurch verzögert wird.

Endometriose ist das Vorkommen von Gebärmutterschleimhaut ähnlichen Zellen außerhalb der Gebärmutterhöhle. Je nach Lokalisation und Ausdehnung werden folgende Endometrioseentitäten unterschieden:

  • Oberflächliche/peritoneale Endometrioseherde
  • Tief infiltrierende Endometriose (z. B. Bauchwand, Scheide, Darm, Harnblase, sowie weitere seltene Lokalisationen)
  • Endometriosezysten an den Eierstöcken sog. Endometriome
  • Adenomyosis uteri/Adenomyose/Endometriose in der Muskulatur der Gebärmutter

Als Erklärung für die Ursache einer Erkrankung an Endometriose wurden verschiedene Konzepte entwickelt (z.B. Implantationstheorie, Zölom-Metaplasie-Theorie, Archimetra- bzw. „Gewebe-Verletzungs-und-Reparatur-Konzept“), ohne dass eine abschließende und befriedigende Erklärung gefunden wurde. Vielmehr wird unter Zusammenführung der unterschiedlichen Konzepte davon ausgegangen, dass genetische Defekte und epigenetische Phänomene sowie weitere Einflüsse die Voraussetzungen dafür bilden, dass es zu den für Endometrioseherde spezifischen Veränderungen kommt. Als wichtige einflussgebende Faktoren werden bei diesem Prozess ein gesteigertes, beschleunigtes Sichzusammenziehen der glatten Muskulatur der Gebärmutter (Hyperperistaltik) – hervorgegangen aus evolutionsbiologisch bedingten Anpassungen, erhöhte Östrogenwerten, Entzündungsprozesse und immunologische Prozesse, der Prostaglandin-Stoffwechsel, die Neubildung von Gefäßen und ein Ungleichgewicht zwischen der normalen Reparatur- und Entgiftungsfunktion der Zelle angesehen.

Informationen zu Diagnostik und Therapie von Endometriose finden Sie hier

Je nach Ausprägung fallen Fehlbildung des Genitaltraktes oft erst in der Pubertät wegen Ausbleiben der Periode oder später im Rahmen der Abklärung von Schwangerschaftsabgängen (Aborten) oder Sterilität auf. Beim Vorliegen einer nicht entwickelten Scheide (z. B. Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom) besteht als primäres Ziel die Rekonstruktion einer für den Geschlechtsverkehr funktionsfähigen Scheide. Die Rekonstruktion der Scheide (Neovagina) erfolgt in der Regel durch die Operationsmethode nach Vecchetti. Besteht bei der Abklärung von Aborten oder Sterilität der Verdacht auf eine "Trennwand in der Gebärmutter" (Uterus subseptus), erfolgt eine Abklärung durch eine Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie). Mittels dieser Operationstechnik kann schließlich auch die Abtragung der Trennwand erfolgen, ohne dass ein Bauchschnitt erforderlich ist.

Myome

Myome sind gutartige Wucherungen, die von der Gebärmuttermuskulatur ausgehen und an verschiedenen Orten der Gebärmutter wachsen können. So sind manche Myome innerhalb der Gebärmutterwand, andere wachsen aktiv nach außen in die Bauchhöhle oder in die Gebärmutterhöhle hinein (siehe Abbildung). Myome sind sehr häufig. Rund jede zweite Frau entwickelt im Laufe des Lebens im Bereich der Gebärmutter ein Myom. Myome kommen dabei altersabhängig vor. Die meisten Myome wachsen zwischen dem 35. und 50. Lebensjahr.

Myome bilden sich aus kleinen Muskelkernen. Sie wachsen hormonabhängig. Beim Wachstum spielen vor allem die sogenannten Gestagene, eine Gruppe der Geschlechtshormone aus Eierstock und Nebennierenrinde, eine Rolle. Daher entstehen Myome meist vor den Wechseljahren, meist jedoch nicht mehr danach. Die Einnahme von Hormonpräparaten kann das Myom-Wachstum begünstigen. Manche Myome wachsen auch in der Schwangerschaft.

Viele Myome verursachen keine Beschwerden und bedürfen daher keiner Behandlung. Größere Myome können zu einem Druck auf Blase und Darm mit häufigem Harndrang und Unterbauchschmerzen führen. Zudem können Myome mit einer verstärkten Regelblutung einhergehen, was durch eine Verringerung des Blutfarbstoffs im Blut im Extremfall in Kreislaufproblemen münden kann. Häufig werden Myome als Zufallsbefund im Rahmen der gynäkologischen Tast- oder Ultraschalluntersuchung festgestellt.

Myome sollten nur dann therapiert werden, wenn sie Beschwerden verursachen und so die Lebensqualität der betroffenen Frau beeinträchtigen. Myome, die keine Beschwerden verursachen, sind normalerweise nicht behandlungsbedürftig. Eine Ausnahme stellen in die Gebärmutterhöhle und im Bereich der Gebärmutterschleimhaut wachsende Myome bei Frauen mit Kinderwunsch dar. Diese können die Einnistung der befruchteten Eizelle behindern und das Risiko für eine Fehlgeburt erhöhen.

Myome können medikamentös und operativ behandelt werden. Frauen mit verstärkter Regelblutung kann ein hormonell wirksames Präparat helfen. Dieses Medikament wird täglich eingenommen. Es verringert die Blutungen meist auch über die Einnahmedauer hinaus, reduziert die Myomgröße jedoch häufig nur unwesentlich.

Bei großen oder einen Kinderwunsch beeinträchtigenden Myomen bleibt meist nur die operative Entfernung. Diese kann hysteroskopisch (per Gebärmutterspiegelung), laparoskopisch (durch Bauchspiegelung) oder offen (Bauchschnitt) erfolgen. Ist die gesamte Gebärmutter durch multiple Myome verändert oder besteht kein Kinderwunsch mehr, kann im Einzelfall die Gebärmutterentfernung als definitive Therapie der Myome erforderlich werden.

Seit 2016 bieten wir an der Frauenklinik die Radiofrequenzablation von Myomen mittels Sonata® an. Dies ist eine minimalinvasive, organerhaltende Therapie der Myome bei der in Narkose eine Ultraschallsonde in die Gebärmutterhöhle eingebracht und über Elektroden eine Radiofrequenzenergie appliziert wird. Nach einer meist anfänglichen Zunahme der Blutungsintensität in den ersten 3 Monaten, welche auf eine zunehmende Nekrose des behandelten Myoms zurückzuführen ist, kommt es zu einer Schrumpfung und Abnahme der Blutungsintensität. Andere Therapieverfahren sind der fokussierte Ultraschall und das radiologisch-interventionelle Verfahren der Uterusarterienembolisation. Diese sollen die Myome durch ein Unterbinden der Blutversorgung verkleinern, kommen jedoch bei Kinderwunsch meist nicht in Betracht.

Frauen mit Kinderwunsch sollten nach der Entfernung der Myome zeitnah die Schwangerschaft planen. Je nach Größe und Lokalisation der Myome kann nach der Therapie noch ein Intervall von einigen Monaten erforderlich sein, bis die Wundheilung abgeschlossen ist. Wenn Frauen in die Wechseljahre kommen (meist um das 50. Lebensjahr), bilden sich die Myome durch den nachlassenden Hormoneinfluss meist zurück.

Myome können in ganz seltenen Fällen zu einem sogenannten Sarkom (bösartiger Muskeltumor) entarten. Eine Entartung tritt nur bei ca. einem von 350 bis Myomen auf. In diesem Fall sind eine umfassende Operation und ggf. eine Chemotherapie notwendig.